Zukunft in Gomaringen
Die Gemeinde Gomaringen hat gemeinsam mit dem damaligen Arbeitskreis "Leben im Alter" eine Förderung für das Projekt "Zukunft in Gomaringen" aus dem Programm "Quartiersimpulse" der Allianz für Beteiligung erhalten. Dieses große Bürgerbeteiligungsprojekt hat zum Ziel, in ganz Gomaringen incl. Stockach die generationengerechte Gestaltung des Zusammenlebens vor Ort sowie die Lebensqualität und Teilhabe von älteren bzw. pflege-/unterstützungbedürftigen Menschen zu verbessern. Ältere Menschen sollen sich in Gomaringen wohlfühlen, integriert und auch bei Unterstützungebedarf gut versorgt sein.
Bürgerbefragung und Sozialraumstudie
Damit dies generationenübergreifend gelingen kann, wurde zur Ermitlung der aktuellen Situation und des künftigen Bedarfs eine anonyme Bürgerbefragung durchgeführt. Diese wurde durch das sozialwissenschaftliche Forschungsinstitut AGP in Freiburg in Form einer Sozialraumstudie ausgewertet und der Öffentlichkeit vorgestellt. Wichtige Fragen sind in diesem Zusammenhang die Situation älterer Mitbürgerinnen und -bürger, die Bereiche Wohnen Zuhause, Begegnung, Mobilität und Versorgungsfragen sowie Themenstellungen des soz. Umfeldes, der Nachbarschaft und offener Angebote von Aktivitäten, Kultur, Treffs für Jung und Alt. Die Sozialraumstudie liefert Erkenntnisse über die Bedürfnisse der Menschen in Gomaringen und Stockach im Lebensalter ab 30 Jahren und über die Bereitschaft zu Bürgerengagement in weiterführenden Projekten.
Die Zusammenfassung der Ergebnisse finden Sie beim Klick auf den Button oder auf der Homepage der Gemeinde unter Leben im Alter - Zukunft in Gomaringen - Gemeinde Gomaringen und Details-Aktuelles aus dem Rathaus - Gemeinde Gomaringen .
Bürgertische
Im Herbst 2022 gab es dazu drei Bürgertische, das heißt Arbeitsgruppen, die sich zu bestimmten Themen mehrmals trafen und dabei Vorschläge und Anregungen ausarbeiteten. Die Themen der Bürgertische waren:
Beim Bürgertisch zum Thema "Soziales Netzwerk und Begegnungsangebote" geht es um die Erkenntnis, dass ältere Menschen zunehmend kein stabiles familiäres Netzwerk mehr haben. Die Kinder und Enkel wohnen in anderen Orten, über ganz Deutschland verstreut oder sogar im Ausland. Besonders Menschen, die nicht in Gomaringen geboren und aufgewachsen sind, sind davon betroffen. Dies trifft auf einen immer größer werdenden Bevölkerungsanteil zu. Es besteht die verbreitete Sorge, im Alter zu vereinsamen. Demzufolge zeigen die Umfrageergebnisse, dass es gesteigerte Bedürfnisse nach Gastronomie, offenen Treffpunkten sowie Austausch zwischen Jung und Alt gibt, auch bei den in Gomaringen geborenen und aufgewachsenen. In einem früheren Workshop wurde die Forderung "mit dem Rollator in die Kneipe" geäußert. Aber insbesondere auch (nachbarschaftliche) Unterstützungsnetzwerke und (gemeinschaftliche) Bewegungsangebote sind gefragt.
Im Workshop wird es also darum gehen, welche Ideen wir haben, um Angebote für diese Bedürfnisse zu erhalten. Welche Angebote könnten es konkret sein? Was davon könnten wir selbst initiieren oder umsetzen? Was müsste als erstes angepackt werden?
Beim Bürgertisch zum Thema „Neue Formen für das Wohnen und Leben im Alter“ geht es darum, wie wir im Alter leben wollen. Die meisten Menschen wollen im eigenen Haus/Wohnung bleiben, aber ahnen gleichzeitig, dass das Haus/die Wohnung wahrscheinlich nicht mehr geeignet ist, wenn man gebrechlicher wird und mehr Unterstützung braucht. Die meisten Häuser und Wohnungen sind nicht barrierefrei und viele sogar nur über Treppen zu erreichen (oder haben selbst Treppen). Schon mit einem Rollator wird da der Zugang schwierig, von einem Rollstuhl ganz zu schweigen.
Auch die Wohnungsgröße macht vielen im Alter zu schaffen. War das Haus oder die Wohnung gerade noch passend, als die Kinder klein waren, sind diese nun aus dem Haus und man muss die ganzen unbenutzen Zimmer putzen und in Ordnung halten. Oft gibt es auch einen riesigen Garten, aus dem man eine große Familie versorgen konnte, der aber zunehmend zur Last wird. Dennoch will man bleiben, weil man sich schon so viele Jahre lang an dieses Haus gewöhnt hat und man es wie eine zweite Haut empfindet. Aber wann ist der Punkt, um sich zu verändern? Wenn man schon Pflege braucht, ist es im Allgemeinen zu spät, wenn man noch keine braucht, hält man es noch nicht für nötig.
Hier wird es also darum gehen, was einem Mut machen könnte, sich nach einer passenden Wohnmöglichkeit umzusehen. Gibt es Lösungsansätze oder geeignete(re) Wohnformen, vielleicht mit einem bereits vorgesehenen Übergang zu mehr Unterstützung bis hin zur Pflegebedürftigkeit? Ein Haus, in dem man ohne Unterstützung, mit wenig Unterstützung und bei Bedarf sogar mit Pflege leben könnte, ohne nochmal umziehen zu müssen? In den Workshops wird es darum gehen, welche Ideen wir dazu haben. Was kann man selbst initiieren oder umsetzen? Wann ist der beste Zeitpunkt?
Beim Bürgertisch „Hilfe zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ geht es darum, welche Art von Unterstützung wir brauchen, um im Alter zu Hause wohnen zu können. Reicht es, nur die Wohnung barrierearm umzubauen? Oder brauchen wir auch Unterstützung von den Nachbarn? Haben wir ein soziales Netzwerk, das Unterstützung geben kann? Was ist, wenn wir Pflege brauchen? Können und wollen wir das unseren Kindern aufladen? Also: Welche sozialen Unterstützungsmöglichkeiten gibt es? Wie können diese passgenau organisiert werden? Welche Anpassungen der Wohnung und neue technische Unterstützungsmöglichkeiten sind heute möglich?
Der Themenschwerpunkt richtet sich dabei auch an pflegende Angehörige und deren Bedürfnisse nach Unterstützung. Auch pflegende Angehörige brauchen mal Urlaub. Und den Austausch mit anderen Betroffenen. Oft hilft es, zu erkennen, dass man mit seinen Problemen nicht alleine da steht und man kann sich gegenseitig Tipps geben.
Was können wir tun, um für Hilfe zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sorgen?
Die Bürgertische trafen sich an mehreren Terminen zunächst im Plenum und trennten sich nach einem Impulsvortrag zu getrennten Workshops zur Arbeit an ihrem eigenen Thema.
Die Bürgertische habe in ihren Workshops die Ergebnisse der Sozialraumstudie einbezogen und auch auf bereits erarbeitete Ideen aus dem Gemeindeentwicklungskonzept (GEK) und dem Workshop im November 2019 aufgebaut. Die Bürgertische wurden von den externen Beraterinnen von LANDaufwärts begleitet. Für die Impulsvorträge wurden Vertreter von Projekten anderer Quartiere eingeladen, um über Praxiserfahrungen zu berichten.
Ergebnisse
Die Ergebnisse der Workshops sind auf der Homepage der Gemeinde Gomaringen zu finden unter Leben im Alter - Zukunft in Gomaringen - Gemeinde Gomaringen. Im wesentlichen wurden zu den drei Themenbereichen folgende Punkte herausgearbeitet:
Was ist mir bei Aktivitäten wichtig?
- In Veranstaltungen und Angebote möglichst viele Altersgruppen miteinbeziehen
- Austausch mit Gleichaltrigen und Jüngeren
- Angebote überkonfessionell, lieber neutral
- Information über die Angebote, z.B.: durch Telefonkette / Emailverteiler
Wo könnten Treffpunkte entstehen? / Was bräuchten Sie, damit diese genutzt werden?
- Straßenfeste in den einzelnen Straßen / Quartieren
- Treffpunkt zentral gelegen, fußläufig erreichbar
- Treffpunkte an der frischen Luft gewünscht
- Treffpunkte auch spontan nutzbar, d.h. regelmäßig geöffnet, regelmäßige Angebote
- Angenehme Atmosphäre für alle Nutzer:innen
- Möglichkeit zur Bewirtung / Versorgung
- Mögliche Orte könnten sein: die alte Ortsmitte (unten) oder das Schloss
- Zur Erreichbarkeit Shuttle denkbar (z.B. von Stockach nach Hinterweiler), Mitfahrgelegenheit, Bürgerbus
Was wäre für Gomaringen wichtig? / Was fehlt vor Ort?
- Tante-Emma-Laden wäre schön, auch als Begegnungsort
- Gemeinde-Schwester (für Notfälle)
- Tauschring, zum Dienstleistungen zu tauschen, „Zeitbörse“
- Gastronomischer Treffpunkt, z.B. Kneipe mit Stammtischen zu bestimmten Themen oder offenen Treffen, Bewirtschaftung in Eigenregie
- Kino im Schloss, z.B. als Sommer- / Herbst- / Winterkino
- Auch mal ungewöhnliche Veranstaltungen anbieten / ausprobieren
- Neu-Bürger:innen mit einbeziehen
Wo würde ich mich gerne einbringen?
- Treffpunkte organisieren
- Veranstaltungen organisieren
- Kochen oder Anbieten von Kaffee / Kuchen
- Mobilität, z.B. Bürgermobil
- Sich gegenseitig helfen und unterstützen
- Vorübergehende Unterstützung bei der Betreuung von Tieren bei Krankheitsfällen
Nach einem Impulsvortrag von Frau Elisabeth Janthur vom Bauprojekt "Stadtwerk" in Herrenberg erarbeitete dieser Bürgertisch folgende Punkte, die für ein solches Projekt wichtig sind:
Was ist mir beim Wohnen besonders wichtig?
- Gemeinschaft, Kontakt zu Gleichgesinnten
- Gute Nachbarschaft
- Eigener Wohnraum als privater Rückzugsraum, Privatsphäre
- Gemeinsamer Garten und ggf. ein Haustier
- Offenes Wohnen, großzügige Fenster, helle Räume
- Raum zum Basteln / Nähen / Werkeln
- „Hausfamilie“
- Das Umfeld muss passen, gute Einbettung in die vorhandene Infrastruktur
- naturnah, schöne Umgebung
Was braucht es, damit ein solches Projekt ins Laufen kommt bzw. damit eine Umsetzung gelingt?
- Grundstück, Interessensgruppe, Gute Gruppengröße an späteren Bewohner:innen
- Rahmenbedingungen im Vorfeld gut abgestimmt
- Mehrere Projektvarianten in der Planung, Flexibilität
- Regeln / Abmachungen zu bestimmten Themen, Hausregeln
- Unter Umständen ein langer Atem
Was ist meine Vision für ein Wohnprojekt in Gomaringen?
- Verschiedenen Wohnformen für die unterschiedlichen Bedarfe
- Vielfältige Konzepte
- Tiny Houses als Wohnoption genauer betrachten
- Wohnprojekt gemeinsam mit Pflegestützpunkt, damit es flexible Unterstützungsmöglichkeiten für Ältere geben kann
- Standort am besten mitten im Ort
- Ein genossenschaftliches Modell? -->Projekt soll nicht allein von Fremden (z.B. Investor) geplant und umgesetzt werden, kein Spekulationsobjekt!
- Mietgarantie und lebenslanges Wohnrecht
- Zur Umsetzung auch mit Kommune kooperieren
- Projektmitglieder / Bewohner:innen sollen sich schon in der Planungs- und Bauzeit gut kennenlernen